„Ich war zehn Jahre alt, als meine Mutter durch den Tod von der Schwindsucht erlöst wurde. Sie war der erste Mensch, den ich sterben sah. Dieser Todeskampf hat sich mir fest eingeprägt. Weit stärker aber erschrak ich und bangte mir vor der maßlosen Verzweiflung meines Vaters; er hob die lange Leiche der abgezehrten Frau aus dem Bett und lief damit weinend und wie um
Alfred Kubin „Der Tod von Ötting“
Hilfe rufend in der ganzen Wohnung herum. Ich selbst hatte nie an Mamas Tod gedacht, vielmehr glaubte ich, sie werde zwar krank, aber doch immer bei uns bleiben. Der Verlust kam mir nicht besonders zu Bewusstsein, ich begriff nicht, warum ich von vielen Leuten so bedauert wurde.“